Lebenslauf des MGV

Chronik Männergesangverein 1890 Germania Marbach e.V.
Rückblick anlässlich 120 Jahre MGV

Die Gegenwart ist vergleichbar einer Brücke aus der Vergangenheit in die Zukunft. Während es unmöglich ist, die Zukunft vorauszusehen, ist die Vergangenheit nachvollziehbar.

Dazu bedienen wir uns der Vereinschronik.
Sie berichtet: Heftige „Geburtswehen“, hervorgerufen durch Querelen im bereits bestehenden „Männergesangverein Marbach“, führten zum Bruch und damit zur Vereinsspaltung.
34 - meist jüngere Männer - gründeten am 10. Mai 1890 einen zweiten Verein, den „Männergesangverein Germania.“ Gleichzeitig begeht der alte Verein sein 5-jähriges Stiftungsfest.
„Im Sange rein, treu im Wort,
Deutsch im Herzen immerfort.“
So das Leitmotiv auf der Rückseite der Vereinsfahne, die am zweiten Pfingstfeiertagtag 1892 im damaligen Hotel Matthäi feierlich geweiht wurde. Die Vorderseite zieren deutsche Farben mit Lyra, Name und Gründungsjahr, umgeben vom Lorbeer-Kranz.
Im Jahr 1900 kam es auf Betreiben des Lehrers Freudenstein wieder zur Vereinigung der zerstrittenen Vereine. Der wieder geeinte Verein gab sich den Namen „Männergesangverein Germania Marbach“.
Im Folgenden berichtet die Chronik über das bewegte Leben des Vereins:
Zu den tieferen Einschnitten des Vereinslebens gehörten wohl die beiden Weltkriege.
Im Juli 1914 fand die letzte Singstunde vor dem Krieg statt. Beiträge wurden gestundet. Der Verein hatte im ersten Weltkrieg neun Mitglieder zu beklagen.
Bald nach Ende des Krieges wurden im April 1919 die Singstunden wieder aufgenommen. Der Kassenbestand wies 29 Pfennige aus, der Monatsbeitrag betrug 40 Pfennige. Im Dezember des gleichen Jahres gab sich der Verein eine neue Satzung.
1923 erhöhte sich der Beitrag auf monatlich 300,-- Mark. Kurz darauf wurden die Beitragszahlungen eingestellt. In Folge der Inflation beliefen sich die Gesamteinnahmen auf 100.140.648.960 Mark. In Worten: Einhundertmilliarden-einhundertvierzigmillionen-sechshundertachtundvierzigtausend- neunhundertsechzig Mark.
1941 wurden 20 der 43 zahlenden Mitglieder des Marbacher Männergesangvereins zur Wehrmacht einberufen. Das zwang den MGV, ab Ende 1941/Anfang 1942 bis August 1946 die Singstunden auszusetzen. Acht Mitglieder, darunter vier Sänger, kehrten nach dem zweiten Weltkrieg nicht in die Heimat zurück.
Mit 30 Aktiven, 14 Passiven und 20 Ehrenmitgliedern wurde nach Kriegsende unter Stabführung des Chorleiters Jakob Schmidt neu begonnen.
1950 und in den Folgejahren konnte der Verein fünf Mal sein Stiftungsfest feiern, jedes Mal mit Herausgabe einer Festschrift: 1950 sechzig Jahre, 1960 siebzig Jahre, 1965 fünfundsiebzig Jahre, 1970 achtzig Jahre, 1990 hundert Jahre.
Bis 1970 entwickelte sich die Mitgliederzahl wie folgt: 71 aktive Sänger, plus 74 Passivmitglieder plus 12 Ehrenmitglieder.
1966 trat der Chor dem Sängerbund Heimatland bei. Seither beteiligte er sich regelmäßig an zahlreichen Sängerbund-Aktivitäten, wie Wertungssingen, Liederabende der Mitgliedsvereine, Zeltfeste, Freundschaftssingen, Jubiläumsfestlichkeiten u.v.m..
Acht Sänger gründeten im Oktober 1975 die „Rhythmiker des MGV Germania Marbach.“ Ihre Auftritte garantierten Freude und Spaß pur, wo auch immer sie auftraten. 1990, im Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen, trat die beliebte Sängergruppe zum letzten Mal auf.
Im Juni 1988 gründete der Männergesangverein einen Kinderchor, später Kinder- und Jugendchor genannt. Nach viel versprechenden Anfangsjahren musste der KJC im Januar 1999 aufgelöst werden. Die (Hinter-) Gründe lässt die Chronik offen. Unterschwellig könnte der Grund für die Auflösung darin zu suchen sein, dass sich die Hoffnung, über den Kinderchor Nachwuchs für den Männerchor heranzubilden als aussichtslos erwies, da der Chor zum Schluss fast ausschließlich aus Mädchen bestand.
Im Rahmen des einhundertjährigen Vereinsjubiläums wurde dem Männergesangverein 1990 als Auszeichnung für die, wie es heißt, „in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege der Chormusik und des Deutschen Volksliedes“ die Zelter-Plakette des Bundespräsidenten verliehen. Gleichzeitig erhielt der Verein die Silberne Ehrenplakette des Hessischen Ministerpräsidenten.
Nachdem das Vereinslokal Berggarten im Juni 89 schloss, wurden die Sänger im Bürgerhaus einquartiert. Dort mussten sie, im kleinen Nebensaal und zeitweise sogar im Treppenhaus singen.
1992 zieht der Chor endlich in das neue Vereinsheim des Bürgerhausanbaus ein.
Damit beginnt eine neue Ära des aktiven Chorlebens. Die örtliche Presse titelt: „Singstunde macht jetzt wieder Spaß“
1998 wird der MGV eingetragener Verein (e.V.) im Vereinsregister am Amtsgericht Marburg.
Zu den nachhaltigsten Ereignissen der jüngeren Vergangenheit zählt die Übernahme des Chores durch seinen jetzigen Chorleiter Karl-Heinz Wenzel im Mai 2005. Er ist Chorleiter und Sänger aus Leidenschaft, der sich seit seiner Jugend dem Gesang verschrieben hat. Dank seines Könnens und Engagements hat der Chor in den letzten Jahren im wahrsten Sinne des Wortes hörbar an Leistungsniveau zugenommen.
Abschließend bleibt zu sagen, es würde den Rahmen sprengen, die unzähligen Konzerte, Liederabende, eigene Vereinsveranstaltungen, Teilnahmen an Sängerwettstreiten, Wertungssingen mit Ergebnissen, ein- und mehrtägige Chorreisen ins In- und Ausland und viele andere Aktivitäten an dieser Stelle aufzuzählen. Ebenso die wechselvolle Geschichte der Vorstände und Chorleiter.
Zahllose Urkunden, Plaketten, Pokale und Trophäen zeugen von der Leistungsbereitschaft des Chores. Sie haben heute ihren Ehrenplatz im Archiv.
Annähernd 400 Notensätze sind gleichsam ein Spiegel 120-jährigen Chorlebens.
Dank gebührt dem Ehrenmitglied und Sänger Arnold Dannenfeld, dessen von ihm liebevoll in mühevoller und akribischer Kleinarbeit erstellte Chronik als Quelle dieses Berichtes diente.
Weitere Quelle: Die 1972 erschienene Marbach-Chronik „MARBACH im Wandel und Werden“
Zum Schluss ein Wort zur Gegenwart:
Der Verein zählt gegenwärtig 153 Mitglieder, darunter 44 Sänger und 19 Ehrenmitglieder.
Singstunden finden donnerstags um 20 Uhr im Vereinsheim des Bürgerhaus-Anbaus in Marbach statt.
Gäste sind jederzeit willkommen.
Weitere Informationen: Konrad Stolp, 2. Vorsitzender,
Tel.: 06421-25098, eMail: info@hausverwaltung-stolp.de / Homepage: www.mgv-marbach.de

Jörg Visser

Chronik der „Germania“ berichtet über 120 Jahre

Die in der nächsten Woche zum 120jährigen Jubiläum erscheinende neue Chronik des Männergesangverein Germania Marbach berichtet auf 72 DIN A4-Seiten ausführlich über die Geschichte des Vereins im Vorort von Marburg. Viele Informationen aus der Anfangszeit des Vereines sind im Zeitungs-Archiv der OP gefunden worden. So die Berichte und Anzeigen die Stiftungsfeste, die über die Jahrzehnte permanent gefeiert wurden.

Über 850 Mitglieder gehörten dem Verein ab 1890 an und 22 Chorleiter brachten den Sängern die richtigen Töne bei. Je nach Chorleiter wurde sowohl mit 15 als auch mit 65 Aktiven gesungen.

Unzählige interne sowie externe Veranstaltungen haben die Sänger organisiert und durchgeführt. Geleitet wurden diese Aktivitäten immer vom „Spaß an der Freude“, dass heißt, es stand nie der Kommerz im Vordergrund der einzelnen Veranstaltungen. Wahrscheinlich ist das der Grund, dass der Verein diese lange Zeit, in der er fünf Währungen, die Goldmark, die Rentenmark, die Reichsmark, die Deutsche Mark und den Euro erlebte, so gut überstanden hat.

Während der Jubiläumsfeiern vom 27. bis zum 30. Mai sind diese fünf Währungen alle wieder gültig, denn die neu erscheinende farbige Vereinschronik ist für jeweils zwei dieser Geldstücke bzw. -scheine erhältlich. Auch Sie können die Chronik bestellen.

Arnold Dannenfeld, Sänger und Chronist

Jubiläum-Nachlese

120 Jahre MGV
„Einig im Lied“, so das Motto des Stiftungsfestes

Am Donnerstag, den 27. Mai, trafen sich die Sänger des Männergesangvereins vor der wöchentlichen Singstunde auf dem Marbacher Waldfriedhof, um vor dem Ehrenmal der verstorbenen Mitglieder zu gedenken. Zu dem 1935 eingeweihten Ehrenmal, für dessen Errichtung die damaligen Sänger bereits seit 1921 spendeten, besteht daher noch heute eine besondere Beziehung.
Diese Gedenkstunde eröffnete die Veranstaltungsreihe zum 120-jährigen Stiftungsfest des MGV Germania Marbach. Pfarrer Oliver Henke umrahmte die Feier mit eindrucksvollen Worten. Dirk Bamberger vom Feuerwehr-Blasorchester spielte zum Gedenken ein Trompetensolo. Der Chor sang die bekannten Stücke „Ich bete an die Macht der Liebe“, Satz Gerhard Wind, und das „Vater unser“ in der Interpretation nach Hanne Haller.

Der feierliche Kommersabend am folgenden Abend stand ganz im Zeichen von Rückblenden auf die vergangenen zwölf Jahrzehnte. Nach der gesanglichen Begrüßung durch die Sänger und den Eingangsworten des 1. Vorsitzenden Helmut Wenzel folgten Grußworte des Ersten Kreisbeigeordneten McGovern und des Ortsvorstehers Dr. Ulrich Rausch. Für die örtlichen Vereine gratulierten die Herren Philipp Stompfe, Uwe Rumpf und Helmut Inerle.. Pfarrer Oliver Henke überbrachte Glückwünsche der Pfarrgemeinde.
Aus den Reihen der MGV-Vereinsmitglieder konnte der Vorsitzende Helmut Wenzel neun Mitglieder , darunter zwei in Abwesenheit, für langjährige Treue zum Verein ehren. Besonders geehrt wurden Helmut Philipps für 60 Jahre sowie Fritz Emmerich und Heinrich Heuser für 40 Jahre Singen im Chor.
Neben gesprochenen Worten wurden aber auch klingende Glückwünsche überbracht. So sang der Kirchenchor der Markusgemeinde Marbach, Der Frauenchor „PIANO“ Marbach, der MGV Unterrosphe.
Zwischendurch lenkte der Chronist Arnold Dannenfeld in lockerer Form den Blick zurück auf den Verlauf der vergangenen 120 Jahre wechselvoller Vereinsgeschichte. Als dann der Polizeichor Marburg den „Kriminal-Tango“ zu Gehör brachte, fiel der Schuss etwas verspätet. Die wahrscheinlich 120 Jahre alte Waffe hatte wohl Ladehemmung.
Nachdem der Moderator Hans-Jürgen Charissé allen Beteiligten gedankt hatte, verabschiedeten sich die Sänger mit einer „Serenata d´more“. Hierbei glänzte der Chorleiter Karl-Heinz Wenzel als Solist.

Tags darauf hatte der Jubiläums-Chor zu einem Liederabend mit befreundeten Vereinen geladen. Nach einem Grußwort des stellvertretenden Vorsitzenden des Sängerbundes Heimatland (SBH) Bernd Bobenau löste ein musikalischer Höhepunkt den anderen ab. Chöre aus Allna-Weiershausen, aus Lohra, aus Cappel, aus Michelbach, aus Haddamshausen/Cyriaxweimar, aus Nieder- und Oberweimar, aus Altenvers, aus Weipoldshausen sowie aus Reddighausen gratulierten mit voller Stimmkraft.
Der gelungene Abend fand seinen Abschluss mit Tanz zu angepasster Musik, dargeboten von den „Gipfelstürmern“.

Den Höhepunkt und gleichzeitigen Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten bildete der „Caféhaus-Nachmittag“ am Sonntag, den 30. Mai, im großen Saal des Marbacher Bürgerhauses.
Nicht nur im Prater blühen wieder die Bäume! Man konnte sie im vollbesetzten Marbacher Bürgerhaus förmlich erahnen, zudem die Jubilare des MGV Germania Marbach mit ihrem Chorleiter und Solisten Karl-Heinz Wenzel die Gäste mit diesem Lied nach Wien in den Prater entführten.
Dort konnten sich die Zuhörer Kaffee und Kuchen, gebacken von fleißigen Sängerfrauen, schmecken lassen, während sie sich an den Liedvorträgen des Frauenchores „PIANO“ Marbach, des Frauenchores „Cantabile“ und des MGV, die beiden letztgenannten mit dem Kinderchores „DoReMi“ aus Birkenbringhausen, erfreuen.
Unter den Gästen auch der Schirmherr Oberbürgermeister Dr. Egon Vaupel und Ortsbeirats-Vorsitzender Dr. Ulrich Rausch. Beide betonten in ihrer Laudatio den hohen Stellenwert des MGV innerhalb der Kulturlandschaft Marburgs. Weiterhin reihten sich Pfarrer Henke und die Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Markuskirche Frau Sandra Niemann in die Reihe der Gratulanten ein.
Als Solist konnte Pascal Blaschke am Xylophon mit seiner Perfektion und den ungemein flinken Fingern überzeugen. Er wurde vom Kurorchester RADEV aus Bad Wildungen begleitet.
Die Sopran-Sängerin Katharina Kutsch und der Tenor Karl-Heinz Wenzel wussten ein weiteres Mal im Duett zu begeistern. Ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags: Das Tanzpaar Heidi Dörr und Tony Schott verzauberte das Publikum mit gekonnt vorgeführten Standardtänzen.
Das Abschlussbild der Festtage zum 120jährigen Geburtstag bestand aus einer mit Männern voll besetzten Bühne. Die Männerchöre aus Birkenbringhausen und Marbach sangen gemeinsam das Schlusslied „O Sole Mio“; vielleicht, um den Wettergott um Sonnenschein zu bitten.

Jörg Visser
(nach Berichten von Arnold Dannenfeld)